Zum Ende des dritten Jahres nach Beginn der Dieselkrise sind vier Punkte festzuhalten:
1. Die deutschen Verbraucher wenden sich bei Neufahrzeugen zunehmend vom Diesel ab. Der im Vergleich zum Vorjahr trotzdem nicht ins bodenlose gefallene Absatz wird somit noch stärker als zuvor von den gewerblichen Nutzern getragen. Bei den gebrauchten Dieseln ist absurderweise eine besondere Zurückhaltung bei Euro-5-Dieseln zu verzeichnen, obwohl diese relativ jung sind und dazu beitragen könnten, dass die Reduzierung der Stickoxide weiter so konsequent voranschreitet, wie in den zurückliegenden 25 Jahren geschehen. Von dieser negativen Entwicklung profitieren insbesondere exportorientierte Autohändler, und auch Verbraucher außerhalb von Deutschland freuen sich über hochwertige und trotzdem kostengünstige Fahrzeuge aus dem Mutterland der Dieseltechnologie.
2. Umweltprobleme, so sie denn durch ältere Diesel-Fahrzeuge in signifikantem Umfang verursacht werden, verlagert Deutschland rücksichtslos in seine Nachbarländer. Verantwortlich hierfür ist die Bundesregierung, deren Aktivitäten zur Abwendung von Fahrverboten bislang quasi vollkommen ins Leere liefen. Nach wie vor fehlen klare Regeln im Umgang mit der Überschreitung von Grenzwerten und auch zu deren Zustandekommen. Auch hinsichtlich der grundsätzlichen Notwendigkeit des Grenzwertes von 40 µg/m3 im Außenbereich lässt die Politik weiterhin zu viele Fragen unbeantwortet. Die deutsche Verkehrs- und Energiepolitik ist für Verbraucher, von denen immerhin zwei Drittel außerhalb von Ballungsgebieten und somit außerhalb von möglichen Fahrverbotszonen wohnen, derzeit kaum kalkulierbar. Selbige vergüten dies mit einer deutlichen Zurückhaltung beim Erwerb von Fahrzeugen mit Elektroantrieb.
3. Die Hersteller und Importeure setzen unterdessen auf den altershalber ohnehin notwendigen und damit organischen Austausch der Fahrzeugbestände. Konsequenterweise fördern sie deshalb den Absatz neuer Fahrzeuge mit modernen Antriebstechnologien durch zahlreiche Absatzprogramme. Zusätzlich parieren sie die manisch, aber gleichzeitig unkoordinierte Fixierung der Politik auf alternative Antriebe durch ein zunehmendes Angebot an hybridisierten Dieselfahrzeugen, welche durch 48-Volt-Bordnetze nun nicht mehr als Umweltsünder kategorisiert werden. Es ist möglicherweise aber nur eine Frage der Zeit, bis dieser Charade durch die Aufsichtsbehörden ein Ende gesetzt wird. Auch sind die Konzerne sicher schlecht beraten, wenn Sie im Zusammenhang mit der Einhaltung zukünftiger CO2-Grenzwerte weiterhin auf die hinsichtlich der Zulassungszahlen nicht gewichteten Durchschnittwerte ihrer Modellflotten setzen. An einer umfassenden Investition in die Nachrüstung von Bestandsfahrzeugen mir SCR-Katalysatoren zeigen die Konzerne auch weiterhin kein Interesse.
4. Letzteres trifft insbesondere Händler mit größeren Gebrauchtfahrzeugbeständen an Euro-5-Dieseln, da diese zum einen lange Standzeiten inklusive der entsprechenden Kosten aufweisen und zum anderen dann meist auch nur mit erheblichen Abschlägen vermarktet werden können. Anders als bei Verbrauchern, welche den medial viel beschworenen Verlust bei ihren Dieselfahrzeugen nur dann tatsächlich realisieren, wenn sie das Fahrzeug aktuell auch verkaufen möchten, ist der gewerbliche Handel mit Diesel-Fahrzeugen derzeit ein tagtäglich erlittenes Zuschussgeschäft. Nur den unternehmerischen Fähigkeiten der allermeisten Händler ist es zu verdanken, dass sie durch die Diesel-Krise nicht in wirtschaftliche Schieflage geraten sind. Auch die Hersteller und Importeure haben ihren Handelsorganisationen in diesen Zeiten viel zu verdanken. Immerhin sind es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Betrieben, die jeden Tag den verunsicherten Verbrauchern gegenübertreten und diese in zahllosen sowie zeitintensiven Beratungsgesprächen davon überzeugen, der jeweiligen Konzernmarke trotz aller Widrigkeiten die Treue zu halten. Wie man in den Konzernetagen feststellen kann, gelingt dies in den allermeisten Fällen sogar überraschend gut.