Der Oktober war – bezogen auf die Besitzumschreibungszahlen – nicht golden sondern tiefrot. 442.057 Pkw wechselten laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) den Besitzer, das sind 7,5 Prozent weniger als im September 2022 und 19,1 Prozent weniger als im Oktober 2021. Zählt man alle Besitzumschreibungen seit Jahresbeginn 2022 zusammen, liegt der Gebrauchtwagenmarkt kumuliert bei 4.726.737 Einheiten und damit ganze 17 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Dem Automobilhandel fehlen dem zweiten Jahr in Folge Fahrzeuge und Kunden – im Neu- und Gebrauchtwagenbereich. Wir rechnen damit, dass im gesamten Jahr 2022 der Markenhandel erneut weniger Anteil am gesamten Gebrauchtwagengeschäft hatte. Viele Endverbraucher, die sich 2022 von ihren Fahrzeugen trennen wollten oder mussten, konnten diese zu sehr hohen Preisen auf dem Privatmarkt verkaufen, denn die Nachfrage nach individueller Mobilität ist weiterhin sehr hoch.
Allerdings wissen viele Menschen schlicht noch nicht, ob oder wie lange das eigene Geld reicht. Durch die hohe Inflation, die hohen Kosten für Energie, Kraftstoffe, Miete, Zinsen etc. warten viele Autokäufer ab – in der Hoffnung, dass die Preise für Gebrauchtwagen und auch für Kraftstoffe wieder etwas sinken.
In den vergangenen Monaten wurden kaum Nachlässe auf Gebrauchtwagen gewährt, d. h. die Fahrzeuge wurden oft sehr nah am oder zum Angebotspreis erworben. Dreijährige Gebrauchte wurden zu Preisen gehandelt, wie sie früher sonst nur bei zwei- oder auch einjährigen Fahrzeugen zu beobachten gewesen sind. Teilweise auch nah am ehemaligen Listenneupreis oder in einzelnen Fällen auch darüber.
Interessant ist auch, dass Händler die Gebrauchtwagen ihrer eigenen Marke, aber auch ihre Pkw mit Fremdmarken zu hohen Preisen verkaufen konnten und können. Fremdmarken sind grundsätzlich weniger gesucht im Markenhandel, und oft haben diese Fahrzeuge höhere Standtage und niedrigere Transaktionspreise. In Zeiten des Mangels funktioniert aber auch dieses Geschäft gut.
Nun entfernen sich Angebots- und Transaktionspreis wieder etwas voneinander, allerdings noch nicht so stark, wie es in den Jahren vor der Corona-Pandemie zu beobachten war. Das könnte darauf hinweisen, dass Interessenten bald nicht mehr bereit sind, die vom Handel aufgerufenen Preise zu bezahlen.