Der August brachte keinerlei Belebung im Automobilmarkt. 474.879 Gebrauchtwagen wechselten laut KBA den Besitzer, das sind seit Jahresbeginn in Summe 3.806.930 Fahrzeuge. Der August lag damit zwar 3,9 Prozent über dem schwachen Juli, aber 18 Prozent unter dem August 2021. Kumuliert lagen die ersten acht Monate des Jahres 2022 16,6 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Das sind heftige Zahlen.
Der Gebrauchtwagenmarkt befindet sich – gelinde gesagt – im Keller. Im August 2019, vor Corona, vor Ukraine, vor Energiekrise, vor der hohen Inflation – vor den ganzen Ungewissheiten - wechselten noch über 600.000 Gebrauchtwagen den Besitzer, und kumuliert lagen wir bei fast 4,9 Mio. Einheiten. Beides sind fast 30 Prozent mehr als aktuell. Damals war das Geld günstig, das Angebot riesig und die Kaufkraft stark.
Und heute? Nicht. Apropos nicht: Was nicht im Keller ist, sind weiterhin die Gebrauchtfahrzeugwerte. Seit Sommer 2021 befinden sich diese in allen Fahrzeugsegmenten im Aufwärtstrend, seit April 2022 auf einem hohen Plateau verharrend. Jetzt gilt es, dieses genau zu beobachten. Wir sehen schon, dass die Schere zwischen Angebots- und tatsächlichem Transaktionspreis teilweise wieder größer wird. Das bedeutet, dass nicht mehr alle ausgeschrieben Preise auch erreicht werden.
Wenn man dieser Tage also nicht nur über das Wetter, sondern über den Gebrauchtwagenmarkt nachdenkt, fallen einem die Zeilen des vermutlich berühmtesten Herbstgedichts von Rainer Maria Rilke ein. Vor genau 120 Jahren begann der österreichische Lyriker seinen „Herbsttag“ mit den Worten: „Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los.“ In der dritten Strophe steht: „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr“. Für den Gebrauchtwagenmarkt gesprochen, heißt das aktuell leider: „Wer jetzt kein Auto hat, kauft sich keines mehr.“ Jedenfalls nicht zu jedem Preis.