Handel oder Privat? Wo werden Gebrauchtwagen gekauft?

Thema des Monats Juni 2022

  • Marktanteile im Gebrauchtwagengeschäft in Bewegung: Während sich in den vergangenen Jahren die Marktanteile der einzelnen Verkaufsorte relativ wenig änderten, kam 2021 Bewegung in den Markt. Beim Markenhandel war ein deutlicher Rückgang (-8 Prozentpunkte gegenüber Vorjahr) auf 40% zu beobachten. Dies lag daran, dass die Betriebe 2021 teilweise ausverkauft waren und kaum Nachschub an jungen Gebrauchtwagen (ehemalige Werksdienstwagen, Vorführwagen oder Vermietfahrzeuge) vorhanden war. Dies führte dazu, dass die Interessenten zum freien Handel abwanderten und dort ihren Mobilitätsbedarf deckten (Marktanteil 27%, +6 Prozentpunkte gegenüber Vorjahr). Der Privatmarkt konnte seinen Anteil von 33% nahezu halten.

 

  • Pkw-Alter nimmt starken Einfluss auf Kaufort: Wo ein Gebrauchtwagen schlussendlich gekauft wird, hängt stark von seinem Alter ab. War es ein junger Gebrauchtwagen unter drei Jahren, so wurde dieser von der Mehrheit aller Käufer (69%) im Markenhandel erworben. Gerade einmal 22% dieser Fahrzeuge konnte der freie Handel, 9% der Privatmarkt verkaufen. Nahezu umgekehrt sind die Anteile dagegen bei den Fahrzeugen älter als 6 Jahre. Diese wurden zu 61% auf dem Privatmarkt und nur zu 12% im Markenhandel erworben. Der freie Handel vereint hier 27% auf sich.
     
  • Entfernung zum Händler variiert nach Kaufort: Je nachdem, wo der Gebrauchtwagen gekauft wurde (beim Markenhandel oder beim freien Handel), haben die Autokäufer unterschiedlich lange Strecken zurückgelegt. 
     
  • Die meisten Käufer (39%) fuhren zwischen 11 und 20 Kilometer weit. Dies betraf vor allem die Käufer im Markenhandel, von denen mit 49% fast die Hälfte in diesem Radius fündig wurde. Gut ein Drittel aller Käufer beim freien Handel (35%) fuhr ebenfalls diese Strecke. 
     
  • 26% aller Käufer legten zwischen 21 und 50 Kilometer zurück. Dies galt für Käufer beim Markenhandel (26%) und Käufer beim freien Handel (24%) gleichermaßen.
     
  • Im Marktgebiet bis 10 Kilometer „um den eigenen Kirchturm“ wurden deutlich weniger Gebrauchtwagenkäufer (20%) fündig: 17% der Käufer beim Markenhandel und 22% der Käufer beim freien Handel kauften in diesem Radius ihr Fahrzeug.
     
  • Weite Strecken mit mehr als 50 Kilometer vom Wohnort entfernt fuhren nur noch 15% aller Gebrauchtwagenkäufer. Aufgeteilt nach Kaufort waren es 8% der Käufer beim Markenhandel und 19% – also mehr als doppelt so viele Käufer – beim freien Handel.

 

  • Junge Gebrauchtwagenkäufer fuhren weite Strecken: Unabhängig vom Kaufort Marken- oder freien Handel ist auffällig, dass die junge Käufergruppe bis 22 Jahre im Vergleich zum durchschnittlichen Gebrauchtwagenkäufer deutlich weitere Anfahrten auf sich nahm. Während gut zwei Prozent aller Käufer mehr als 100 Kilometer Entfernung zurücklegte, waren es in der jungen Zielgruppe fünf Prozent. Drei Prozent reisten sogar mehr als 200 Kilometer zum privaten oder gewerblichen Anbieter, um dort ihren Wunschgebrauchtwagen zu erwerben.

„Die Situation auf dem Gebrauchtwagenmarkt 2021 war angespannt, und auch das aktuelle Jahr 2022 wird nicht einfacher werden. Der Krieg in der Ukraine und die immer noch unterbrochenen Lieferketten verschärfen die Lage zusätzlich. Es fehlen Neuzulassungen, die später auf dem Gebrauchtwagenmarkt einen Käufer finden, und Neuwageninteressenten wandern ab, um ihr Glück auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu versuchen,“ kommentiert Dr. Martin Endlein, Leiter Unternehmenskommunikation der Deutschen Automobil Treuhand.