DAT Barometer September 2024:
Schwerpunkt Pkw-Halter

Die Mehrheit der Pkw-Halter geht noch zögerlich an das Thema E-Mobilität heran

Der Hochlauf der Elektromobilität ist ins Stocken geraten – insbesondere seit 2023 die E-Auto-Förder­prämien ausgelaufen sind. Im aktuellen Jahr werden batterieelektrische Pkw spürbar seltener neu zuge­las­sen als noch im Vorjahr. Gefragt sind vor allem Benziner, und auch der Diesel hat wieder stärker an Bedeutung gewonnen.

Das geringe Interesse an BEV ist an mehreren Stellen messbar: So hat sich über die Hälfte aller Pkw-Halter trotz der teils deutlichen Preis­senkungen der Automobil­her­stel­ler für ihre E-Autos nicht nennenswert stärker mit dem Thema E-Mobilität beschäftigt.

Was ebenfalls hierzulande eher weniger ins Gewicht fällt, sind ökologische Aspekte: Fast 60% haben kein schlechtes  Gewissen, wenn sie sich einen Ver­bren­ner kaufen würden.

Viel­mehr machen sich die Befragten kritische Gedanken darüber, was beim Thema Recycling oder Verwertung der Akkus passieren wird und wer am Ende hierfür bezahlt. Das alles hat aber nicht nur Aus­wir­kungen auf die Neuzulassungen, sondern auch auf die Besitz­um­schrei­bun­gen.

Der BEV-Gebrauchtwagenmarkt hat zwar seit Jahres­beginn die 100.000-Einheiten-Marke geknackt, aber die Attraktivität der Fahrzeuge bleibt verhalten. Vergleicht man drei­jährige BEV-Ge­braucht­wagen mit drei­jährigen Diesel- oder Benzin­fahrzeugen, so liegen die Werte der E-Autos zehn Prozent­punkte unter den Benzinern.

Um diese Situation in die Erfolgs­spur zu bringen, ist noch viel Arbeit not­wen­dig. Ganz oben auf der Liste, das zei­gen die aktuellen Zahlen, steht vor allem der Aufbau von Vertrauen in diese noch junge Tech­no­lo­gie.

Übersicht: Meinungen und Verhaltensweisen der Pkw-Halter zu E-Mobilität

Neuzulassungen verfügen mehrheitlich über Verbrennermotor

Seit Jahresbeginn wurden laut KBA 1,91 Mio. Pkw neu zugelassen. Nach Antriebsarten unterteilt, vereinen die Verbrenner mit 37% Benziner und 18% Diesel die meisten Zulassungen auf sich. Die restlichen 45% gehen auf das Konto der sogenannten Sonstigen Antriebsarten. Knapp ein Drittel hiervon sind BEV (28% BEV), 14% PHEV und 57% HEV/mHEV.

Interessant ist dabei ein Blick ins vergangene Jahr: Bei nahezu identisch vielen Neuzulassungen (1,93 Mio. von Jan.–Aug. 2023) lag die Aufteilung der Antriebsarten Benzin/Diesel/Sonstige Antriebsarten nahezu gleich hoch. Doch innerhalb der Sonstigen Antriebsarten gab es deutliche Verschiebungen: Während der PHEV- Anteil um zwei Prozentpunkte zulegte, sank der BEV-Anteil ggü. dem Vor­jahres­zeit­raum um elf Prozentpunkte.

Diesel-Pkw rücken wieder etwas stärker in die Gunst der Käufer

Fragt man Pkw-Halter, für welche Motorart sie sich am wahrscheinlichsten entscheiden würden, wenn ein Auto­kauf anstünde, wird mehrheitlich der Verbrenner genannt. Konkret würden sich 42% für einen Benziner (Vorjahr 43%) und 19% für einen Diesel ent­schei­den. Damit legt der Diesel das zweite Jahr in Folge um drei Prozentpunkte zu.

Dagegen ist der Zuspruch zu rein batterie­elek­tri­schen Pkw (BEV) mit 15% etwas geringer: Gegenüber dem Vor­jahr ist deren Anteil um einen Prozentpunkt gestie­gen. Plug-In-Hybride (PHEV) sind seit 2022 von 22 auf 17% gefallen, Voll- und Mildhybride liegen mit 7% leicht über dem Vor­jahres­niveau.

Auseinandersetzung mit Elektromobilität eher verhalten

Seit dem Ende der E-Prämie für private Pkw-Käufer im Dezember 2023 haben einige Hersteller die Preise ihrer E-Autos massiv gesenkt oder eigene Prämien aus­ge­lobt. Fragt man die Pkw-Halter, ob solche Preis­senkungen zu einer intensiveren Beschäftigung mit der Elektromobilität geführt haben, so stimmten nur 33% dieser Aussage zu. Bei weiteren 54% haben diese Aktionen nicht zu einem vermehrten Interesse geführt.

Ähnlich sind die Zahlen bezüglich der Neuanschaffung: Nur 29% der Pkw Halter gaben an, dass die Neu­an­schaf­fung eines Autos mit Ver­bren­ner statt mit E-Motor ihnen ein etwas schlechtes Gewissen bereiten würde. Für 57% trifft dies nicht zu.

Kaufen oder Leasing – Entsorgung oder Recycling. Endverbraucher hadern

Wenn es um den Besitz oder nur die Nutzung eines E-Autos geht, sind sich die Pkw-Halter uneinig: 38% wür­den den Kauf bevor­zu­gen, gut ein Viertel ist unent­schlos­sen, und 36% würden das Leasing präferieren. Insbesondere diese Form der Nutzung hat zuletzt an Bedeutung gewonnen (+6 Prozentpunkte ggü. dem Vor­jahr).

Neben monetären gibt es insbesondere beim Akku aber auch ökologische Bedenken: 74% der Pkw-Halter sehen deren Entsorgung kritisch. Es gebe ihrer Meinung nach hierfür noch zu wenige Lösungen oder Konzepte.

Apropos Entsorgung oder Recycling: Fast zwei Drittel (62%) befürchten, dass sie hierfür nochmals zur Kasse gebeten werden könnten (z. B. über die Kfz-Ver­sich­e­rung oder die Kfz-Steuer).

BEV-Gebrauchtwagen verlieren weiterhin stärker an Wert als Verbrenner

Die Analyse der vom Handel an die DAT übermittelten Verkaufs­preise für Gebraucht­wagen zeigt weiterhin deut­lich, dass gebrauchte BEV prozentual stärker an Wert verlieren als gebrauchte Verbrenner. Im August erzielten dreijährige BEV noch 50,8% ihres ehe­ma­li­gen Listen­neupreises, das sind zwölf Prozent­punkte weni­ger als vergleichbare Benziner.

Hierbei ist zu beachten, dass die Neupreise bei E-Autos in der Regel deutlich über denen der Verbrenner lie­gen. Das bedeutet, gebrauchte E-Autos sind keine Schnäpp­chen, aber der Wert­verlust ist besonders für Händler, die häufig das Risiko bei der Ver­mark­tung die­ser Fahrzeuge tragen, sehr schmerzhaft.

Methodik

Das DAT Barometer ist eine Momentaufnahme aus primär-/sekundärspezifischen Automarkt-Daten. Für die Verbraucherbefragung (September 2024) wurde im Auftrag der DAT eine repräsentative Stichprobe von 1.038 Online-Interviews (CAWI) über die GfK im Zeit­raum 02.09.–10.09.2024 ausgewählt. Die Daten­ge­wichtung erfolgte nach KBA-Pkw-Bestand (Marke u. Motorart).

Grundsätzliche Hinweise

Unter dem Namen „DAT Diesel-Barometer®“ wurde im April 2017 eine monatliche Online-Publikation der DAT ins Leben gerufen, um die Diskussion um den Diesel zu versachlichen. Gemäß dem Auftrag der DAT, als neutrale Instanz die Daten der Automobil­branche zu sammeln, anzureichern und diese wieder strukturiert dem Markt zur Verfügung zu stellen, konnte eine umfangreiche Wissens­plattform geschaffen werden. Diese soll unter dem Namen DAT Barometer auch weiterhin als Grundlage all denjenigen dienen, die sich in öffentlichen Diskussionen über Themen aus der Automobil­branche vorzugsweise auf Fakten als auf Meinungen stützen. Die unterschied­lichen Perspektiven (private Autokauf­planer, Pkw-Halter, Automobil­händler, Fuhrpark­verantwortliche) der einzelnen Veröffentlichungen zeigen hierbei das Spektrum des Marktes und dessen Sicht auf die individuelle Mobilität.

Sämtliche im DAT-Barometer enthaltenen Angaben sind urheber­rechtlich geschützt. Nachdruck und foto­mechanische/digitale Wieder­gabe, auch auszugs­weise, nur mit Quellen­angabe „Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT)“. Kommerzielle Nutzung, auch auszugs­weise, nur nach vorheriger Zustimmung der DAT.

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