DAT Barometer März 2024:
Schwerpunkt Flotte und Fuhrpark

Fuhrparkleiter sorgen für Mobilität

Firmen­fuhrparks sind eine verlässliche und vor allem wichtige Quelle für neue Fahrzeuge auf unseren Straßen. Von allen gewerblichen Zulassungen verbuchen Firmen­fuhrparks im Schnitt etwa die Hälfte auf ihre Konten, der Rest sind Zulassungen auf Handel, Fahrzeugbau und Auto­vermieter. Firmen­fuhrparks sorgen damit nicht nur für eine Verjüngung des Pkw-Bestandes, sondern bereichern einige Zeit später den Gebraucht­wagen­markt mit meist sehr gepflegten Firmenwagen aus erster Hand.

Im Zentrum der meisten Fuhrpark­entscheidungen stehen die Fuhrpark­leiter. Sie orchestrieren und garantieren die Mobilität für die Betriebs­angehörigen, die entweder auf einen eigenen, nach den Richt­linien des Unter­nehmens weitestgehend selbst konfigurierten Dienst­wagen zugreifen können (sog. User Chooser), oder die in vor­definierten Pkw ihre Dienst­reisen antreten. In jedem Fall erwartet man vom Fuhrpark­leiter eine Garantie für Mobilität. Sie setzen sich mit neuesten Technologien auseinander und müssen zwischen Elektri­fizierung des Fuhr­parks und weiterhin hohem Mobilitäts­bedarf abwägen. Derzeit sind noch mehr­heitlich Diesel-Pkw in den Flotten im Einsatz. Doch auch steuerliche Vorteile für BEV oder PHEV spielen für Dienst­wagen­fahrer eine entscheidende Rolle, wenn auch gleichzeitig einige Fuhr­park­leiter sich mit Wünschen ihrer Kollegen konfrontiert sehen, die wieder zum Verbrenner zurück­kehren möchten. Unter all diesen Gesichts­punkten bleiben sie im täglichen Business zwischen Fahrzeug­zulassungen, Rückruf­aktionen, dem Organisieren von neuen Rädern, Werkstatt­terminen und Mobilitäts­lösungen die zentralen Ansprech­partner in den Unter­nehmen, wenn es um Fragen rund um die Mobilität geht.


Übersicht zum Thema Flotten und Fuhrpark


Elektrifizierung schreitet voran

Bei der Verteilung der Antriebs­arten in den Firmen­fuhr­parks ist in den letzten vier Jahren ein deutlicher Trend hin zur Elektri­fizierung erkenn­bar. Dennoch bleibt der Diesel auch 2024 die am weitesten verbreitete Antriebs­art (62% aller Pkw in Fuhr­parks). Der Rückgang des Diesels als Antriebs­art im Vergleich zu 2021 ist allerdings deutlich sichtbar (-14 Prozentpunkte). Gestiegen ist dagegen der Anteil der alter­nativen Antriebe (2021: 10%, 2024: 23%). Unter ihnen sind 2024 vor allem BEV mit 59% stark vertreten, PHEV spielen mit 31% zwar noch eine wichtige, aber unter­geordnete Rolle. Letzt­genannte machten vor vier Jahren mit 54% noch den größten Anteil der alter­nativen Antriebs­arten aus.

Fuhrparkleiter schätzen E-Mobilität verhalten ein

Auf die Frage, wie sie die Ent­schei­dung der Politik hinsichtlich des fest­gelegten Ausstiegs aus der Verbrenner­technologie beurteilen, halten 69% der Fuhr­park­leiter dies nicht für den richtigen Weg. Ferner ist die große Mehr­heit (74%) der Ansicht, die Nutzer ihrer Flotte wären nicht in der Lage, alle Strecken rein batterie­elektrisch zurück­zulegen. Auch wenn diese Einschätzung nach wie vor auf hohem Niveau liegt, so ist doch ein Rück­gang gegenüber 2023 zu erkennen (-7 Prozentpunkte). 45% gaben zu Protokoll, sie hätten Dienst­wagen­berechtigte, die wieder zum klassischen Verbrenner zurückkehren möchten. Ein deutlicher Anstieg im Ver­gleich zum Vor­jahr von 13 Prozent­punkten.

Auto-Abos wenig für Interimsmobilität eingesetzt

Fuhrpark­leiter benötigen häufig Interims­lösungen, z. B. wenn Fahr­zeuge wegen Werkstatt­besuchen nicht verfügbar, bestellte Neu­wagen nicht lieferbar sind oder dienstwagen­berechtigte Mitar­beiter in der Probe­zeit noch keinen eigenen Dienst­wagen fahren. Dann greifen 86% (2023: 77%) der Fuhrpark­leiter auf Pool­fahrzeuge zu, also Pkw, die bereits im Fuhr­park vorhanden, aber keinem Fahrer zugewiesen sind. Angebote von Auto­vermietungen nutzen 62%. Auto-Abos werden derzeit von 19% der Fuhrpark­leiter genutzt, das ist ein leichter Rück­gang um zwei Prozent­punkte zum Vorjahr. Carsharing-Angebote werden nur von 6% der Fuhrpark­leiter in Anspruch genommen.

Kenntnis von E-Fuels gestiegen

Im Vergleich zur Befragung von vor vier Jahren hat sich der Kenntnis­stand bei Fuhrpark­leitern rund um E-Fuels deutlich erhöht. Der Anteil der­jenigen, die 2021 die synthetischen Kraft­stoffe nur vom Namen her kannten bzw. gänzlich unbe­kannt waren, lag bei 22%. Diese Quote ist 2024 auf 9% gesunken. Somit haben sich 91% aller Befragten damit auseinander­gesetzt oder in Teilen sogar intensiv beschäftigt. Von all diesen 91% halten knapp zwei Drittel E-Fuels für eine viel­versprechende, klima­schonende Alternative neben der Elektro­mobilität. Gut ein Drittel (34%) hält allerdings davon nichts und schätzt deren Her­stellung als zu aufwändig ein.

Methodik

Das DAT Barometer ist eine Moment­aufnahme aus primär- und sekundär­spezifischen Daten des Automarkts. Fuhrpark­leiter­befragung: Im Auftrag der DAT wurden 175 Interviews über Tele­Research durchgeführt (Feldzeit: 06.02. bis 11.03.2024). Da keine amtlichen Daten zur Anzahl und Struktur der Betriebe mit Fuhr­parks vorliegen, handelt es sich um eine Trend­studie. Befragt wurden Fuhrpark­leiter aus Industrie, Gewerbe, Handel und öffentlichem Dienst, die mind. zwei Kriterien erfüllen: 1) zuständig für das Fuhrpark­management, 2) beteiligt oder zuständig bei der Auswahl und Steuerung etwaiger Fuhr­park­management-Dienst­leister, 3) beteiligt an der Frage der Pkw-Finanzierung.

Statement von Axel Schäfer, Geschäftsführer Bundesverband Fuhrparkmanagement e.V., zum aktuellen DAT-Barometer

Das vorliegende DAT Barometer 2024 mit Fokus auf gewerbliche Fuhrparks macht nochmal deutlich: 1. Es geht voran. 2. Die Unternehmen sind Vorreiter und können für die Mobilitäts­wende ein Leucht­turm sein. Im Pkw-Bestand in Deutschland hat sich der Anteil von rein batterie­elektrischen Fahrzeugen (BEV) auf 2,9% erhöht. In Fuhr­parks sind es fast 14%! Alternative Antriebe insgesamt liegen dort bei 23% und haben sich seit 2021 verdoppelt. 

Dass die Quote nicht noch höher ist, liegt unter anderem daran, dass die Elektri­fizierung der Fuhr­parks zwar im vollen Gange, aber eine Um­stellung oft aus den verschie­densten Gründen noch nicht möglich und darüber hinaus alles andere als trivial ist.

Die von der Politik gesetzten Rahmen­bedingungen und Prozesse führten zurückblickend zu einer Redu­zierung der Investitions­dynamik in Elektro­fahrzeuge. Die Förderung 2023 für Unter­nehmen zu beenden und gleichzeitig nicht den Bestell­zeitpunkt, sondern den Zulassungs­termin als Stichtags­kriterium der Förder­würdigkeit anzusetzen, war kontra­produktiv. Hierauf haben wir als Mobilitäts­verband mehrfach hingewiesen. Hinzu kommen und kamen Liefer­schwierigkeiten der Hersteller und nach wie vor fehlende Fahrzeug­typen (z. B. Kombifahrzeuge). Hieraus resultieren Planungs­unsicherheiten, die eine spürbare Zurück­haltung von Unternehmen erklären können. Und nach wie vor muss der Ausbau der Lade­infrastruktur weiter angekurbelt werden, damit Elektro­mobilität sich langfristig durchsetzen kann. 

Entscheidend sind aber Hard- und Softskills: Einmal, ob mit vorhandenen Modell­varianten und Reich­weiten von E-Fahrzeugen der Mobilitäts­bedarf der Unternehmen überhaupt abgedeckt werden kann und ob die Mitar­beitenden – ganz unabhängig von steuer­lichen Anreizen – bereit sind, sich auf Alternativen einzulassen. Nicht zu vergessen, dass das Thema für Unter­nehmen und Mitarbeitende oft ein völlig neues Feld ist und das Fach­wissen und die Erfahrung fehlt. Qualifizierungs­maßnahmen sind deswegen dringend notwendig – das wäre ein Bereich, in dem die Politik sinnvoll fördern könnte. 

Denn wenn alles so schwierig gemacht wird, dann sehnen sich die Verantwort­lichen zurück zu den Zeiten, als es noch einfacher und vertraut war – und bestellen Verbrenner.

Grundsätzliche Hinweise

Unter dem Namen „DAT Diesel-Barometer®“ wurde im April 2017 eine monatliche Online-Publikation der DAT ins Leben gerufen, um die Diskussion um den Diesel zu versachlichen. Gemäß dem Auftrag der DAT, als neutrale Instanz die Daten der Automobil­branche zu sammeln, anzureichern und diese wieder strukturiert dem Markt zur Verfügung zu stellen, konnte eine umfangreiche Wissens­plattform geschaffen werden. Diese soll unter dem Namen DAT Barometer auch weiterhin als Grundlage all denjenigen dienen, die sich in öffentlichen Diskussionen über Themen aus der Automobil­branche vorzugsweise auf Fakten als auf Meinungen stützen. Die unterschied­lichen Perspektiven (private Autokauf­planer, Pkw-Halter, Automobil­händler, Fuhrpark­verantwortliche) der einzelnen Veröffentlichungen zeigen hierbei das Spektrum des Marktes und dessen Sicht auf die individuelle Mobilität.

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